Zeugnisse und Zertifikate
Das Zeugnis bestätigt das erfolgreiche Durchlaufen eines Bildungsgangs im Sinne der individuellen Erfüllung bestimmter Mindeststandards. Mit der Formulierung solcher schulischen Mindeststandards geht unvermeidlich einher, dass es Schüler*innen geben wird, die diese Standards aus verschiedenen Gründen auch bei größter Anstrengung aller Beteiligten nicht erfüllen können. Diese Zertifikate bilden wiederum Zugangsberechtigungen für unterschiedliche Bereiche, wie das Abitur z.B. grundsätzlich zur Aufnahme eines Studiums berechtigt. Diese Funktion der Schule bezeichnet man auch als Allokationsfunktion, d.h. hier erfolgt quasi eine Zuteilung nach Leistungsprinzip, die (berufs-)biographisch prägend wirkt, Anschlüsse ermöglichen oder verwehren kann (Katzenbach, 2012).
Selbstreflexion
Nehmen Sie sich zehn Minuten Zeit und überlegen Sie, inwiefern Noten, Zeugnisse und Zertifikate auf Ihren persönlichen Werdegang Einfluss genommen haben.
Bitte machen Sie sich stichwortartige Notizen.
Allokationsfunktion
Die Allokationsfunktion steht quasi auf allen Ebenen – ausgehend von der gesellschaftlichen, über die bildungspolitische bis hin zum konkreten Unterricht – einer entwicklungs- und potentialorientierten Perspektive im Sinne von Inklusion entgegen (Katzenbach, 2012). Das wird auch an dieser Schilderung deutlich:
Lehrkräfte in integrativen Grundschulklassen sehen sich mitunter in paradoxen Situationen konfrontiert, in denen sie das Integrationsprinzip zu durchbrechen scheinen. Ein*e Schüler*in mit Lernschwierigkeiten wird möglicherweise nicht versetzt, in der Hoffnung, dass er durch die Wiederholung des Schuljahres den Anschluss an die Klassennorm wiedererlangen kann. Im Gegensatz dazu könnte ein*e noch schwächere*r Schüler*in aufgrund des Integrationsprinzips versetzt werden, da bei ihm die Erwartung einer Verbesserung bereits aufgegeben wurde (Katzenbach, 2012).
Das Beispiel verdeutlicht, wie die, durch die Allokationsfunktion, erzeugte Paradoxie sich auf einen inklusionsorientierten Unterricht auswirken kann.
Dilemmata nach Greiner (2019)
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