Zwickmühle zwischen Othering und Sichtbarkeit
Im Online-Kurs „Digital gegen Antisemitismus“ möchte dieses Lernmodul einen Einblick in die Vielfalt von „Jüdisch Sein“ geben. Aber heißt das, es gäbe keinen Antisemitismus mehr, wenn Mitglieder der Dominanzgesellschaft Jüdinnen und Juden/Judentum kennenlernen? So einfach ist es leider nicht.
Die Auseinandersetzung mit vielfältigen Geschichten von Jüdinnen und Juden, in denen komplexe historische Prozesse (also Geschichte) sichtbar werden, bringt in der Pädagogik Ambivalenzen mit sich, die wir hier als Zwickmühle zwischen Othering und Sichtbarkeit beschreiben:
Othering ist hier der soziale Prozess, der in der Begegnung mit Jüdinnen und Juden, diese als “fremd” und “andersartig” wahrnimmt, definiert und klassifiziert. Aus dieser Perspektive kann auf drei Schwachstellen von begegnungspädagogischen Ansätzen hingewiesen werden:
Jüdinnen und Juden berichten davon, dass sie und ihre Geschichte nicht sichtbar sind, sowohl historisch als auch gegenwärtig. Das wird in drei Punkten sichtbar:
Wie kann in pädagogischen Zusammenhängen ein Umgang mit dieser Zwickmühle aussehen?
Jüdinnen und Juden wollen, dass sie und ihre individuelle Auslegung von Kultur und Religion, historisch wie gegenwärtig, sichtbar werden. Gleichzeitig müssen entsprechende Begegnungen auf Austausch beruhen und sich kritisch mit Differenz auseinandersetzen, um potentiell bestehende Eigen- und Fremdheitskonstruktionen abbauen zu können.