Differentialdiagnostische Perspektiven
Wie bereits erwähnt, können gezeigte Verhaltensauffälligkeiten vielfältige Ursachen haben, die es zu erkennen gilt. Bei Menschen mit einer geistigen Behinderung sind zusätzliche differentialdiagnostische Perspektiven zu beachten, wodurch die Interpretation komplexer wird.
So kann ein Verhalten auf eine psychische Störung hinweisen, aber ebenso Schmerzen, den Wunsch nach Veränderung, Aufmerksamkeit oder anderen Bedürfnissen ausdrücken oder emotionale Belastungen markieren.
Erst in der Gesamtschau und Reflexion der biologischen Voraussetzungen, der gesundheitlichen Verfassung, der emotionalen und kognitiven Entwicklung, der Lebensumstände und der psychosozialen Bedingungen kann das Verhalten ganzheitlich interpretiert werden 1.
Zwei differentialdiagnostische Perspektiven werden nachfolgend vorgestellt.
Gewinnen Sie einen Überblick über andere Interpretationsmöglichkeiten, indem Sie auf die einzelnen Bereiche klicken oder tippen.
Literatur
1 Sarimski, K. (2012): Zur Bedeutung von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung. In C. Ratz (Hrsg.), Verhaltensstörungen und geistige Behinderung (S. 39-54). Oberhausen: Athena.
2 Flint & Yule (1994), zitiert nach Seidel, M. (2002): Das Konzept der Verhaltensphänotypen. Eine Einführung aus psychiatrischer Sicht. In M. Seidel (Hrsg.), Das Konzept der Verhaltensphänotypen. Ein klinisch-genetischer Beitrag zur Erklärung bestimmter Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung? Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB am 14.04.2000 in Kassel (S. 3-8). Band 3. Berlin: DGSGB.
3 Seidel, M. (2002): Das Konzept der Verhaltensphänotypen. Eine Einführung aus psychiatrischer Sicht. In M. Seidel (Hrsg.), Das Konzept der Verhaltensphänotypen. Ein klinisch-genetischer Beitrag zur Erklärung bestimmter Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung? Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB am 14.04.2000 in Kassel (S. 3-8). Band 3. Berlin: DGSGB.
4 Gaedt (1987), zitiert nach Theunissen, G. (2005): Pädagogik bei geistiger Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten. 4. Auflage. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.
5 Sarimski, K. (2014): Entwicklungspsychologie genetischer Syndrome. 4. Auflage. Göttingen: Hogrefe.
6 Steinhausen, H-C., von Gontard, A., Spohr, H., Hauffa, B., Eiholzer, U., Backes, M., Willms, J. & Malin, Z. (2002): Behavioral phenotypes in four mental retardation syndromes. Fetal alcohol syndrome, Prader-Willi syndrome, fragile X syndrome and tuberous sclerosis. American Journal of Medical Genetics, 11, 381-387.
7 Deutscher Bildungsrat 1973, zitiert nach Ziemen, K. (2001): Geistige Behinderung. Reflexion zu einem Begriff. Die neue Sonderschule, 46 (4), 269-279. S. 270.
8 Došen, A. (2018): Psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Ein integrativer Ansatz für Kinder und Erwachsene. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.