Kulturhistorische Schule (KHS)
- Die KHS versteht Entwicklung als Aneignungsprozess: Über den Umgang mit den Dingen (auch Zeichen, Wörtern und Begriffen) lernen die Schüler*innen sich in einer kulturellen Welt zurecht zu finden. Sie benutzen diese Dinge jedoch nicht nur, sondern machen sie sich zu eigen.
- Galperin sieht Geistige Entwicklung als Prozess der Interiorisation (Verinnerlichung)
- Konstruktivismus: Geist als selbstreferenzielles und operational/informationell geschlossenes System.
- Knapp: Jede*r lebt in seiner/ihrer „eigenen Welt“. Bsp.: Menschen mit geistiger Behinderung als Konstrukteure ihrer eigenen Lebenswelt.
- Hierzu gehört auch die Vorstellung von Autopoiesis (Selbstherstellung).
- In der Tätigkeitstheorie: Das Subjekt bringt das eigene Bewusstsein durch Tätigkeit selbst hervor.
- Tätigkeit ist die Einheit von Subjekt und Objekt; Der mensch eignet sich durch die Tätigkeit die Umwelt an.
- Die KHS betont die doppelte Phylogenese des Menschen.
- Für viele bis heute aktuelle Ideen der Behindertenpädagogik wurde durch die KHS bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Grundstein gelegt:
- Abkehr von einem defizitorientierten Blick auf Behinderung
- Konzept von Behinderung als Ergebnis des Zusammenwirkens biologischer, sozialer und kultureller Ursachen und Faktoren (vgl. Modell von Behinderung der ICF, WHO)
- Gesellschaftliche und entwicklungsbedingte ‘Verursachung’ geistiger Behinderung
- Integrative Beschulung
Literatur
1 Chaiklin, S. (2010). Die Zone der nächsten Entwicklung. In A. Kaiser, D. Schmetz, P. Wachtel & B. Werner (Hrsg.), Bildung und Erziehung. Stuttgart: Kohlhammer, 78-87.
2 Jantzen, W. (2007). Allgemeine Behindertenpädagogik. Berlin: Lehmanns.
3 Pitsch, H.-J. (2005). Zur Theorie und Didaktik des Handelns Geistigbehinderter. Oberhausen: Athena.