Diagnostische Testverfahren
Ein standardisiertes Testverfahren besteht aus einer vorgegebenen Zusammenstellung von Aufgaben. Da sie sich nicht unmittelbar aus dem Alltag der jeweiligen unterstützt kommunizierenden Person ableiten, ist anzunehmen, dass diese mit wenig vertrauten Anforderungen und Fragen konfrontiert wird. Ein Testverfahren sollte unabhängig von der untersuchenden Person auswertbar sein – wobei sich die Beziehungsqualität zwischen Diagnostiker*in und Proband*in immer auch im Testablauf und damit im Testergebnis niederschlägt. Ein Test liefert dann entsprechend der Aufgaben oder Anforderungen Informationen zu einem oder mehreren ausgewählten Fähigkeitsbereichen (Garbe & Herrmann, 2019, S. 160).
Welche Probleme ergeben sich beim Einsatz von diagnostischen Testverfahren bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung?
- Standardisierte Intelligenz- und Sprachtests führen wegen der Probleme bei den exekutiven Funktionen und bei der sensorischen Verarbeitung nicht unbedingt zu validen Aussagen über das Kompetenzprofil oder Entwicklungsalter.
- Insbesondere visuelle Funktionsstörungen können die Wahrnehmung von Bildern und damit auch die Ergebnisse nonverbaler Intelligenztests stark verzerren.
- Sprachverständnis- und Wortschatzkompetenz weichen unter der klaren Struktur von Testbedingungen deutlich vom normalen Alltag ab.
- Manchmal lassen sich Tests auch gar nicht oder nur in adaptierter Form durchführen.
(Lell, 2019, S. 196)
Diagnostische Testverfahren müssen meistens angepasst werden, damit sie bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung angewendet werden können. Doch auch dann lassen sich die Testergebnisse nur schwierig in konkrete Förderziele übertragen. Stattdessen sind sie oftmals nur eine Momentaufnahme (Garbe & Herrmann 2019, 160).
Literatur
- Garbe, Carolin; Herrmann, Thomas (2019): UK-Diagnostik – eine Einführung. In: Boenisch, Jens; Sachse, Stefanie (Hrsg.): Kompendium Unterstützte Kommunikation. Stuttgart: Kohlhammer. S. 157-169.
- Lell, Maria (2019): UK-Diagnostik bei Menschen aus dem Autismus-Spektrum. In: Boenisch, Jens; Sachse, Stefanie (Hrsg.): Kompendium Unterstützte Kommunikation. Stuttgart: Kohlhammer. S. 192-199.