Die Beobachtung
Die Probleme im kommunikativen Verhalten von Menschen aus dem Autismus-Spektrum zeigen sich vor allem in Alltagssituationen (Lell, 2019, S. 194). Die Methode der Beobachtung eignet sich, um diese Probleme zu identifizieren. Eine Beobachtung kann dabei „sowohl spontan und ohne konkrete Planung […] als auch in strukturierten und gezielt vorbereiteten Beobachtungssituationen“ (Garbe & Herrmann, 2019, S. 160) erfolgen und sollte sich stets auf drei Ebenen vollziehen:
- in der typischen alltäglichen Interaktion mit engen Bezugspersonen
- in exemplarischen Situationen des Umfelds in Kindergarten, Schule, Beruf, …
- im persönlichen Kontakt zum Untersucher (Lell, 2019, S. 194).
Um das kommunikative Verhalten einer Person während oder nach einer Beobachtung interpretieren zu können, können Beobachtungsbögen oder -skalen zur kommunikativen Entwicklung genutzt werden (Garbe & Herrmann, 2019, S. 160). Dazu eignen sich z.B. die folgenden, online zu findenden Beobachtungs- und Diagnosebögen:
- Vorsprachliche Fähigkeiten und Eltern-Kind-Interaktion (BFI) von Schelten-Cornish und Wirts (2008)
- Pragmatische Fähigkeiten (BFP) von Schelten-Cornish et al. (2012)
- Umfassende Diagnosebögen von Boenisch und Sachse (2018)
Einsatz von Videographie
„Eine Interpretation zu einem späteren Zeitpunkt oder im Team ist möglich, wenn die Situation selbst per Video aufgezeichnet wurde“ (Garbe & Herrmann, 2019, S. 160).
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Videos bilden zwar einige womöglich entscheidende Umgebungsbedingungen nicht ab, wie z. B. Gerüche, Lichtspiegelungen, Vibrationen oder Luftzug. Dafür fallen bei mehrmaligem Ansehen immer wieder neue Details auf. Zudem geschieht die persönliche Begegnung, durch die Videokamera aufgenommen, viel konzentrierter und wird nicht durch ständiges Notieren von Beobachtungen unterbrochen. Beobachtungsleitfäden, die auf Alter und Funktionsniveau der Klienten sowie auf Interventionsziele ausgerichtet sind, dienen dazu, die wesentlichen Momente der Interaktion systematisch zu erfassen (Lell, 2019, S. 194ff.). Auch wenn die Auswertung eines Videos zeitaufwendig ist, bieten sich dadurch „oft neue und detaillierte Erkenntnisse im Hinblick auf kommunikative Verhaltensweisen – insbesondere, wenn die Auswertung im Team erfolgt und so mehrere Sichtweisen und Interpretationen zusammenkommen und diskutiert werden“ (Garbe & Herrmann, 2019, S. 160).
Literatur
- Garbe, Carolin; Herrmann, Thomas (2019): UK-Diagnostik – eine Einführung. In: Boenisch, Jens; Sachse, Stefanie (Hrsg.): Kompendium Unterstützte Kommunikation. Stuttgart: Kohlhammer. S. 157-169.
- Lell, Maria (2019): UK-Diagnostik bei Menschen aus dem Autismus-Spektrum. In: Boenisch, Jens; Sachse, Stefanie (Hrsg.): Kompendium Unterstützte Kommunikation. Stuttgart: Kohlhammer. S. 192-199.