eTeaching-Matrix Praxisbeispiel
Die eTeaching-Matrix kann euch als Planungshilfe im Vorfeld einer Unterrichtsreihe dienen oder ihr nutzt sie im Nachgang einer Unterrichtssequenz als Reflexionsinstrument, um zu überprüfen, wie ihr eure Stunden didaktisch umgesetzt habt.
Eine Beschreibung der eTeaching Matrix erhaltet ihr im öffentlichen Bereich.
Praxisbeispiel
Von diesen theoretischen Grundüberlegungen ausgehend möchten wir die bisherigen Ausführungen an einem konkreten Beispiel aus der Unterrichtspraxis festmachen. In diesem beschäftigen wir uns mit einer gängigen Methode des Unterrichtseinstiegs, dem so genannten ‚Brainstorming‘, welches wir exemplarisch im Fach Deutsch für die Jahrgangsstufe 9 im Themenfeld „Liebeslyrik“ einmal auf alle Bereiche der eTeaching Matrix anwenden. Selbstverständlich lassen sich diese Ausführungen aber auf viele andere Fachbereiche und Unterrichtsinhalte übertragen.
In diesem Szenario verwenden wir als offenen Einstiegsimpuls den Satzanfang „Liebe bedeutet für mich…“, um bei den Schüler*innen freie Assoziationen zur Thematik der Unterrichtssequenz zu wecken.
Präsenzunterricht (1. Quadrant, links oben)
Im Präsenzunterricht vor Ort würden die Eindrücke in der Regel über einen Tafelanschrieb mit anschließender Sammlung der Schüler*innenmeldungen gesammelt werden. Optional könnten die Antworten durch die Lehrkraft oder auch durch ein*e Schüler*in an der Tafel festgehalten werden.
asynchron/Präsenz (2. Quadrant, links unten)
Eine erste Option, um die Methode des Brainstormings in den asynchronen Bereich zu verschieben, aber weiterhin die Präsenz am Lernort Schule zu nutzen, wäre eine Vorabfrage mithilfe eines im Klassenraum aufgehängten Plakats. Die Schüler*innenbekämen dann – z.B. als Hausaufgabe – den Auftrag, ihre persönlichen Assoziationen im Laufe eines Zeitraums dort einzutragen. Hieraus ergeben zwei unmittelbare didaktische Vorteile:
- Die Schüler*innen können die Antworten anonym eintragen, wodurch für einem so persönlichen Themenbereich eine Art geschützter Raum entsteht.
- Durch die Vorentlastung hat die Lehrkraft die Möglichkeit, sich im Vorfeld der Stunde die Antworten der Schüler*innen bereits anzuschauen und Impulse für die weitere Planung der Stunde aufzugreifen.
Zwischenlösung (2. Quadrant, mittig)
Eine Art „Zwischenlösung“ ergibt sich, wenn man die Schüler*innen bittet, die individuellen Assoziationen vorab in digitaler Form an die Lehrkraft zu senden, z.B. über ein Lernmanagementsystem, einen Chat oder per E-Mail. Neben den beiden o.g. Vorteilen kommt hinzu, dass die Lehrkraft die Möglichkeit hat, die Antworten Schüler*innen vorher zu clustern, zu sortieren oder anzuordnen nach gewissen didaktischen Aspekten, die für den weiteren Verlauf der Unterrichtsreihe sinnvoll erscheinen. Eine solche Vorstrukturierung entlastet die eigentliche Präsenzstunde erheblich und kann digital problemlos für alle Schüler*innen aufbereitet werden, was wiederum die Transparenz über Unterrichtsinhalte erheblich fördert. Aus Lehrendenperspektive kommt hinzu, dass digital gesammelte Ergebnisse wesentlich einfacher langfristig genutzt werden können, z.B. zur Wiederverwendung am Ende einer Unterrichtssequenz oder zur (anonymisierten!) Weitergabe an Kolleg*innen.
synchroner Distanzunterricht (3. Quadrant, rechts oben)
Für die Anwendung der Methode ‚Brainstorming‘ im synchronen Distanzunterricht bieten sich eine Videokonferenz in Kombination mit einem digitalen Abfragetool (z.B. oncoo.de, classroomscreen etc.) an, bei dem die Möglichkeit besteht, live ein Stimmungsbild der Schüler*innen einzuholen. Aus didaktischer Perspektive sollte im Vorfeld überlegt werden, ob eine Sammlung in Echtzeit, also im synchronen Format, hier zielführend ist oder ob eine Auslagerung ins Asynchrone nicht einen deutlichen Mehrwert bietet.
asynchroner Distanzunterricht (4. Quadrant, rechts unten)
Eine weitere Möglichkeit ergibt sich, wenn die Lehrkraft die Brainstorming-Methode asynchron im Distanzunterricht einsetzt. Neben den bereits genannten Vorteilen des asynchronen Formats bietet diese Variante vor allem für die Schüler*innen eine zusätzliche Dimension, ihre persönlichen Assoziationen auszudrücken. Dabei ergibt sich der didaktische Mehrwert bei der Sammlung der Antworten der Schüler*innen durch die Nutzung einer digitalen Pinnwand (z.B. Padlet, ideaboardz etc.), welche es den Schüler*innen ermöglicht, u.a. visuelle oder auditive Antworten einzubauen. Für einige Schüler*innen kann es eine große Erleichterung darstellen, wenn sie ihre individuellen Assoziationen – insbesondere bei einem so emotional besetzen Thema wie Liebe – nicht nur schriftlich, sondern auch anderweitig festhalten können. Mit Hilfe einer digitalen Pinnwand haben Schüler*innen die Möglichkeit, u.a. Fotos, Videos, Sprachnachrichten, Lieder oder andere ‚nicht-schriftliche‘ Elemente zu nutzen, um ihren Emotionen beim Thema Liebe Ausdruck zu verleihen. In diesem konkreten Beispiel leistet eine asynchrone Kommunikation im digitalen Bereich also einen unmittelbaren Beitrag zur Binnendifferenzierung bei unterschiedlichen Lernvoraussetzungen (Sprachniveau, Lesekompetenz) der Schüler*innen.