Das Allgemeine Inklusionsverständnis
Vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention, die Inklusion als Menschenrecht definiert, lässt sich trotz der Definitionsvielfalt relativ genau bestimmen, was der Terminus im Allgemeinen bedeutet (Textor, 2018). So kann übereinstimmend festgestellt werden, dass der internationale Begriff Inklusion in Bezug auf Erziehung und Bildung menschenrechtlich basiert ist und damit eine Vision und einen Veränderungsprozess einer Gesellschaft und eines Bildungssystems beschreibt (Lindmeier & Lütje-Klose, 2022).
Eine verwirrende Definitionsvielfalt
In der pädagogischen Landschaft eröffnet sich ein facettenreiches Diskursfeld zur Begriffsdefinition von Inklusion, welches von unterschiedlichen Betrachtungsweisen geprägt ist. Wie Felder (2022) betont, zeichnet sich dieses Diskursfeld durch eine Vielfalt von Definitionen aus. Diese Diversität von Ansätzen spiegelt sich in den unterschiedlichen Ausrichtungen und Schwerpunkten der Definitionen wider, die innerhalb dieses Themenbereichs existieren (Felder, 2022).
Hinsichtlich der systemischen Reichweite der Begriffsdefinitionen offenbart sich eine Bandbreite an Perspektiven. Auf der einen Seite finden wir Definitionen, die sich primär mit Fragen der physischen Platzierung von Schüler*innen auseinandersetzen, was gemeinhin als Platzierungsdefinition bekannt ist. Auf der anderen Seite existieren Definitionen, die einen weitaus umfassenderen Blickwinkel einnehmen, indem sie die Transformation von Bildungssystemen oder sogar der gesamten Gesellschaft in den Fokus rücken (Göransson & Nilholm, 2014; Felder, 2022).
Ein weiterer signifikanter Unterschied zwischen den Begriffsdefinitionen liegt in ihrer sozialen Reichweite, das heißt, auf welche Gruppen von Personen der Fokus gerichtet wird (Felder, 2022). Hierbei unterscheidet man zwischen Definitionen, die sich auf eine spezifische Personengruppe beziehen und solchen, die auf alle Lernenden gleichermaßen abzielen. Erstere sind als spezifische Individualisierungsdefinitionen bekannt, während letztere als allgemeine Individualisierungsdefinitionen bezeichnet werden (Göransson & Nilholm, 2014).
Schließlich manifestiert sich eine weitere wichtige Unterscheidung in Bezug auf die Ebenen, die von den Begriffsdefinitionen adressiert werden (Felder, 2022). Während viele Definitionen ihre Aufmerksamkeit vorrangig auf die individuelle Ebene lenken, indem sie sich auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten einzelner Lernender konzentrieren, nehmen andere direkt oder indirekt die Gemeinschaft oder gar die Gesellschaft als Ganzes in den Blick. Dieses Konzept, das als Gemeinschaftsdefinition bekannt ist, erweitert den Fokus von Inklusion über das Individuum hinaus und betont die Bedeutung von gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten (Göransson & Nilholm, 2014; Felder, 2022).
Verschiedene Definitionstypen von Inklusion nach Göransson und Nilholm (2014)
Nun wollen wir tiefer in die verschiedenen Definitionstypen von Inklusion eintauchen, die Göransson und Nilholm (2014) vorgestellt haben. Diese Definitionstypen, wie zum Beispiel die Platzierungsdefinition oder die Gemeinschaftsdefinition, sind eng mit den zuvor diskutierten Unterscheidungen verbunden und ermöglichen uns, Inklusion aus verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen. Zudem bieten uns die Definitionstypen wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Wege, wie Inklusion verstanden und interpretiert werden kann.