Herausforderungen bei der Diagnostik
Die im ersten Teil dieses Lernmoduls beschriebenen Besonderheiten im kommunikativen Verhalten von Menschen aus dem Autismus-Spektrum machen es schwierig, die tatsächlichen Kompetenzen der Betroffenen in diesem Bereich einzuschätzen.
Auch wenn in der Regel keine sichtbare motorische Beeinträchtigung vorhanden ist, sind viele von ihnen dennoch stark darin limitiert, absichtsvoll und gezielt motorisch zu handeln oder auch schnell genug auf Anforderungen zu reagieren. Wenn die Reaktion ausbleibt, ist zunächst schwer abschätzbar, ob es die Folge einer kognitiven Überforderung ist oder ob es vielmehr an fehlendem lösungsorientierten Handeln in angemessener Zeit und/oder einer sensorischen Irritation liegt. Meist bestehen Einschränkungen in allen möglichen Bereichen der sensorischen Verarbeitung: visuell, auditiv, taktil-kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch (Lell, 2019, S. 193f.).
Vor allem, wenn die Betroffenen nicht lautsprachlich kommunizieren, „nur Echolalien oder bloße Stereotypien und Floskeln äußern, ist es mitunter überaus schwierig, ihrem wahren Potenzial gerecht zu werden“ (ebd., S. 194). Ein weiteres Problem bei der Einschätzung der sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten von Menschen aus dem Autismus-Spektrum ergibt sich daraus, dass ein kooperatives Verhalten in einer Testsituation nicht selbstverständlich ist (Spreer, 2018, S. 65).
Literatur
- Lell, Maria (2019): UK-Diagnostik bei Menschen aus dem Autismus-Spektrum. In: Boenisch, Jens & Sachse, Stefanie (Hrsg.): Kompendium Unterstützte Kommunikation. Stuttgart: Kohlhammer. S. 192-199.
- Spreer, Martin (2018): Diagnostik von Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter. München: Ernst Reinhardt.