Schizophrene und wahnhafte Störungen
Schizophrene und wahnhafte Störungen beginnen oft bereits in der Kindheit oder der frühen Jugend 1. Sie sind „im Allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet” 2, auch körperliche Funktionen und der Realitätsbezug können verändert sein 3.
Die Prävalenzraten für schizophrene Störungen reichen bis zu 5% aller Menschen mit Intelligenzminderung 3.Ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer psychotischen Störung oder einer Schizophrenie haben Kinder und Jugendliche mit dem Prader-Willi-Syndrom 4.
Anders als weitläufig angenommen, stellen schizophrene Störungen keine gespaltene Persönlichkeit dar, sondern umfassen visuelle, taktile und / oder akustische Wahnvorstellungen und Halluzinationen mit unbekannter Ursache. Da diese bei Menschen mit sehr niedriger Intelligenz nur schwer festzustellen sind, ist umstritten, ob die Diagnose bei ihnen überhaupt gestellt werden darf 3.
Bei Kindern äußern sich schizophrene und wahnhafte Zustände häufiger durch einen plötzlichen Einbruch der Kommunikations- und Selbstständigkeitsentwicklung, Rückschritte, Wutausbrüche, selbstverletzendes Verhalten, Panik, Essschwierigkeiten und ungewöhnliches Kontaktverhalten 4.
Die oftmals sehr schwere, aber undifferenzierte Symptomatik lässt sich bei Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung nur noch selten einer bestimmten Störungskategorie zuordnen 4.
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Literatur
1 Haveman, M. & Stöppler, R. (2014): Gesundheit und Krankheit bei Menschen mit geistiger Behinderung. 1. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer.
2 Weltgesundheitsorganisation (2014), übersetzt und herausgegeben von H. Dilling, W. Mombour & M. H. Schmidt: Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. 9. Auflage. Bern: Huber. S. 127.
3 Došen, A. (2018): Psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Ein integrativer Ansatz für Kinder und Erwachsene. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.
4 Steinhausen, H.-C., von Gontard, A., Spohr, H., Hauffa, B., Eiholzer, U., Backes, M., Willms, J. & Malin, Z. (2002): Behavioral phenotypes in four mental retardation syndromes. Fetal alcohol syndrome, Prader-Willi syndrome, fragile X syndrome and tuberous sclerosis. American Journal of Medical Genetics, 11, 381-387.
5 Falkai, P., Wittchen, H.-U., u. A. (2018): Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe. S. 134ff.
6 Remschmidt, H., Schmidt, M. & Poustka, F. (2014): Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD-10 der WHO. Mit einem synoptischen Vergleich von ICD-10 und DSM-IV. 6. korrigierte Auflage. Bern: Huber.
7 Hoffmann, K. (2014): Schizophrenie (F2). In C. Schanze (Hrsg.), Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein Arbeits- und Praxisbuch für Ärzte, Psychologen, Heilerziehungspfleger und -pädagogen (S. 106-128). 2. Auflage. Stuttgart: Schattauer.
8 Sendera, A. & Sendera, M. (2011): Kinder und Jugendliche im Gefühlschaos. Grundlagen und praktische Anleitungen für den Umgang mit psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen. Wien, New York: Springer.