Haltung
Was für einen Stellenwert hat die Haltung der Lehrkräfte?
Ein besonders wichtiger Aspekt um die Schule zu einem sicheren Ort für Schüler*innen mit Komplexer Behinderung zu machen, ist die Haltung der Lehrer*innen.1 Diese Haltung lässt sich dialogisch auf die Bedürfnisse, welche in verschiedenster Art und Weise von den Kindern und Jugendlichen ausgedrückt werden, ein und handelt dementsprechend.2 So lässt sich festhalten, dass Traumapädagogik in allererster Linie auch immer eine Haltungspädagogik ist. Denn keine Technik oder Methode kann wirksam sein, ohne eine zugewandte, vor allem im Hinblick auf Subjektlogiken reflektierte Haltung der Lehrkräfte.3 Für einen gelungenen pädagogischen Umgang mit traumatisierten Kindern, sollte eine Lehrkraft eine Grundhaltung entwickeln, die auf den eigenen Erfahrungen und dem erworbenen fachlichen Wissen aufbaut.4
Worauf sollte man als Lehrkraft achten?
Grundlegend ist ein souveränes und authentisches Auftreten, welches durch Achtsamkeit geprägt ist. Dies ermöglicht eine Anpassung des eigenen Verhaltens an die jeweilige Situation und eine Haltung, die den Fähigkeiten der Kinder wertschätzend gegenübertritt.
Das zur Verfügung stehende Fachwissen in Bezug auf Traumapädagogik hilft Verhaltensweisen zu entschlüsseln und einzuschätzen. Eine zuversichtliche Haltung und die Vermittlung von Botschaften zeigt den Schülern zugleich Fürsorglichkeit und Forderung.5
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Im traumapädagogischen Zusammenhang steht besonders die Personenzentrierte Haltung nach Carl Rogers im Fokus. Zentrale Fähigkeiten wie beispielsweise die Achtung vor dem Kind, die von Wertschätzung und Respekt getragen ist, sind dabei grundlegend. Die Bezugsperson lässt sich mit ihrem Kopf und ihrem Herzen auf die Persönlichkeit des Kindes ein und sucht eine Basis, von der sie vorbehaltlos „Ja“ zu ihm sagen kann. Nach Rogers müssen drei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Wachstum förderndes Klima entsteht. Diese Bedingungen gelten für die Beziehung zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen:
- Echtheit, Unverfälschtheit oder Kongruenz
- Akzeptieren, die Anteilnahme oder Wertschätzung (bedingungslose positive Zuwendung)
- einfühlsames Verstehen (Lehrkraft spürt genau die Gefühle und persönlichen Bedeutungen , die die Schüler*innen erleben, und teilt dieses Verstehen dem Klienten mit)
Ein zentrales Element des Ansatzes ist das „Aktive Zuhören“. Die Haltung der gesprächsführenden Person wird aus den Voraussetzungen abgeleitet, die Rogers grundsätzlich für Beziehungen formuliert hat:
- Kongruenz: Authentisches Auftreten (Ehrlichkeit & Echtheit)
- Respekt: Akzeptanz der Person (Wertschätzung & positive Einstellung)
- Empathie: Sich sensibel in die Wahrnehmungsweise der Person einfühlen
Hieraus lassen sich wichtige Grundsätze für die Gesprächsführung ableiten:
- Wahrnehmen: Zuhören, worum es der sprechenden Person geht.
- Zuordnen: Spiegeln, wie ich das Gesagte (Verbale und Nonverbale) gehört und verstanden habe.
- Abwägen: Nachdenken, welche Schlüsse ich aus dem Gehörten ziehe.
- Antworten: Rückmelden, was ich dazu sagen kann/sagen will.6
Literatur
1 Vgl. Ding, U. (2013): Trauma und Schule. Was lässt Peter wieder Lernen? Über unsichere Bedingungen und sichere Orte in der Schule. In: Bausum, J./Besser, L./ Kühn, M./Weiß, W. (Hrsg.) (2013): Traumapädagogik. Grundlagen, Arbeitsfelder und Methoden für die pädagogische Praxis. Beltz Juventa: Weinheim und Basel.
2 Vgl. Kühn, M. (2014): Traumapädagogik – von einer Graswurzelbewegung zur Fachdisziplin. In: Gahleitner, S./Hensel, T./Baierl, M./Kühn, M./Schmid, M. (Hrsg.): Traumapädagogik in psychosozialen Handlungsfeldern. Ein Handbuch für Jugendhilfe, Schule und Klinik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S.50.
3 Vgl. Zimmermann, D. (2017): Traumatisierte Kinder und Jugendliche im Unterricht. Ein Praxisleitfaden für Lehrerinnen und Lehrer. Weinheim: Beltz. S. 128.
4 Vgl. Fath, M. (2017): Vom Überleben zu Lebensgestaltung. Sicher sein und wachsen. In: Jäckle, M./Wuttig, B./Fuchs, C. (Hrsg.): Handbuch Trauma – Pädagogik Schule. Bielefeld: Transcript, S.434.
5 Vgl. ebd., S.435
6 Vgl. Weiß, W./Friedrich, E./Picard, E./Ding, U. (Hrsg.) (2014): „Als wär ich ein Geist, der auf mich runter schaut“ Dissoziation und Traumapädagogik. Weinheim: Beltz.