Klafki – Bildungstheoretische Didaktik und kritisch-konstruktive Didaktik
Kategoriale Bildung
Klafkis bildungstheoretischer Didaktik setzt sich aus der Theorie der Kategorialen Bildung zusammen.
- Kategoriale Bildung = materiale und formale Bildung zugleich.
- materiale Bildung = Objektseite, Konfrontation mit und Aneignung von Bildungsinhalten; Ziel: Aufbau eines größtmöglichen und umfassenden Wissens
- formale Bildung = Subjektseite, Unterstützung in der Entfaltung der Persönlichkeit/Potentiale/individuellen Kompetenzen; Ziel: Bestmögliche Fähigkeiten im Umgang mit Wirklichkeit
- Kategoriale Bildung = Bildungsinhalt und Schüler*in stehen gleichrangig nebeneinander und bedingen sich gegenseitig
- Dialektische Verschränkung von objektbezogener (materialer) und subjektbezogener (formaler) Seite ist notwendig
- Die Aneignung und Aufnahme von Inhalten ist immer mit der Reifung, Entwicklung und Formung seelischer, geistiger und körperlicher Kräfte verbunden (Klafki, 2007, S. 297)
- Die kategorial erworbenen Einsichten führen zur doppelseitigen Erschließung der Welt und des Selbst.
=> doppelseitige Erschließung: Schüler*innen eignen sich Inhalte an und werden dabei selbst für die Wirklichkeit erschlossen
- Ergebnis der doppelseitigen Erschließung:
- individuelle Bildung (Fähigkeit zur Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität)
- Allgemeinbildung (Fähigkeit zentrale Probleme wahrzunehmen und an einer Lösung dieser mitzuwirken)
- Bildung ereignet sich nach Klafki in der Begegnung des Menschen mit der (kulturellen) Wirklichkeit (Heinen, 2003, S. 62)
Chancen der Implementation dieses Bildungsverständnisses in die Bildungskonzeption für Menschen mit Komplexer Behinderung:
Nun zum didaktischen Teil von Klafkis Ausführungen, in denen er auch auf die Auswahl von Bildungsinhalten (in Bezug zur Unterrichtsplanung) eingeht.
Bildungstheoretische Didaktik
- Didaktik im weiten (Lehre vom Lernen) und engeren Sinne (die Lehre vom Inhalt)
- Inhalte werden dann zu Bildungsinhalten, wenn sie eine doppelseitige Erschließung ermöglichen.
- Lehrplan sollte hinsichtlich der Bedeutungsaspekte analysiert werden: Bildungsgehalt der vorgegebenen Bildungsinhalte
- Bildungsgehalt = subjektiver Sinn
- Bildungsinhalt = ‘objektive’ Bedeutung
Literatur
1 Heinen, N. (2003). Überlegungen zur Didaktik mit Menschen mit schwerer Behinderung. In W. Lamers & T. Klauß (Hrsg.). …alle Kinder alles lehren! – Aber wie? Theoriegeleitete Praxis bei schwer- und mehrfachbehinderten Menschen. Düsseldorf: selbstbestimmtes leben, 55-78.
2 Jank, W. & Meyer, H. (2019). Didaktische Modelle. Berlin: Cornelsen.
3 Klafki, W. (1963): Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Weinheim/Basel: Beltz Verlag, S. 126-153.
4 Klafki, W. (1969): Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung. In: Klafki, W. u.a.: Didaktische Analyse, Hannover, S. 5-34.
5 Klafki, W. (2007): Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik : zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim: Beltz.