Die Prinzipien der Barrierefreiheit sind zentrale Leitlinien, um sicherzustellen, dass Lernumgebungen, Materialien und Technologien von allen Menschen genutzt werden können – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Ein bewährter Ansatz dafür ist das Universal Design for Learning (UDL), das darauf abzielt, von Beginn an Lernangebote so zu gestalten, dass sie möglichst viele Menschen erreichen.
Prinzipien der Barrierefreiheit
Barrierefreiheit umfasst die Gestaltung von Produkten, Umgebungen und Angeboten, sodass diese für alle nutzbar sind. Die Kernprinzipien sind:
- Wahrnehmbarkeit: Informationen und Benutzeroberflächen müssen so gestaltet sein, dass sie von allen Menschen wahrgenommen werden können, z. B. durch kontrastreiche Gestaltung, Textalternativen für Bilder und Untertitel für Videos.
- Bedienbarkeit: Alle Menschen sollen Lernressourcen und Geräte leicht und unabhängig bedienen können. Das beinhaltet intuitive Navigation, nutzerfreundliche Tasten- und Touch-Steuerungen sowie barrierefreie Zugänge.
- Verständlichkeit: Inhalte und Bedienelemente müssen leicht verständlich und zugänglich sein, z. B. durch klare Sprache, konsistente Strukturierung und Unterstützung für unterschiedliche kognitive Anforderungen.
- Robustheit: Lernmaterialien und Technologien sollten so gestaltet sein, dass sie mit verschiedenen Hilfsmitteln und Technologien kompatibel sind, wie Screenreadern oder alternativen Eingabegeräten.
Universal Design for Learning (UDL)
Das Universal Design for Learning ist ein Rahmenwerk, das auf die Vielfalt der Lernenden eingeht. Es basiert auf der Idee, dass Lernumgebungen von Anfang an flexibel gestaltet sein sollten, um unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. UDL beruht auf drei Hauptprinzipien:
- Multiple Mittel der Repräsentation: Inhalte sollen auf verschiedene Arten präsentiert werden, z. B. visuell, auditiv oder interaktiv, um den Zugang zu Informationen zu erleichtern.
- Multiple Mittel der Aktion und Ausdruck: Lernende sollten unterschiedliche Möglichkeiten haben, ihr Wissen auszudrücken und Aufgaben zu bearbeiten – etwa durch schriftliche Arbeiten, mündliche Präsentationen oder kreative Projekte.
- Multiple Mittel der Motivation: Es ist wichtig, Lernende auf vielfältige Weise zu motivieren und einzubinden. Dazu gehört, auf individuelle Interessen einzugehen, klare Ziele zu setzen und unterschiedliche Schwierigkeitsstufen anzubieten.
Zusammenhang zwischen Barrierefreiheit und UDL
Barrierefreiheit und UDL ergänzen sich perfekt, da beide Konzepte darauf abzielen, Lernumgebungen inklusiv und flexibel zu gestalten. Während Barrierefreiheit oft auf die Beseitigung spezifischer Hindernisse abzielt, geht UDL noch einen Schritt weiter, indem es präventiv flexible Lernstrukturen für alle schafft. So können z. B. offene Bildungsressourcen (OER), die barrierefrei gestaltet sind, durch UDL-Prinzipien weiter individualisiert werden, um noch mehr Lernenden gerecht zu werden.
Praktische Beispiele
- Barrierefreiheit: Eine Website für Lernmaterialien ist barrierefrei, wenn sie mit Screenreadern kompatibel und durchgängig navigierbar ist.
- UDL: Dieselbe Website könnte zusätzlich Lernvideos mit Untertiteln, interaktive Aufgaben und Materialien in einfacher Sprache bereitstellen, um verschiedene individuelle Lernzugänge zu unterstützen.
Die WCAG-Prinzipien konzentrieren sich auf die Zugänglichkeit digitaler Inhalte für Menschen mit Behinderungen, während die UDL-Prinzipien darauf abzielen, eine flexible Lernumgebung zu schaffen, die die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigt. Beide Ansätze betonen die Wichtigkeit von Vielfalt und Anpassbarkeit in der Präsentation und Nutzung von Inhalten, um Inklusion und Chancengleichheit zu fördern.
Marie
noch einarbeiten:
– https://padlet.com/traugottboettinger/universal-design-for-learning-diklusiv-onz20ujzwcjptj23
– https://ukhomeoffice.github.io/accessibility-posters/posters/accessibility-posters.pdf
Universal Design for learning (UDL) als Zugang zum Verstehen von Barrieren
Das didaktische Rahmenwerk des Universal Design for Learning (UDL) wurde vom Center for Applied Special Technology (CAST) entwickelt. Es befasst sich mit der Herausforderung von heterogenen Lerngruppen mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen (abhängig von Beeinträchtigungen, aber auch Vorerfahrungen und -kenntnissen, kulturellen und sozialen Faktoren oder unterschiedlichen Kompetenzen).
Das UDL bietet daher eine Vielzahl an Strategien, um die Gestaltung von Lernumgebungen und -erfahrungen zu flexibilisieren und somit die Zugänglichkeit für alle Lernenden zu steigern.
Das Rahmenwerk fußt auf drei grundlegenden Prinzipien, die wiederum in untergeordnete Guidelines und konkrete Checkpoints unterteilt sind. Eine vollständige Übersicht finden Sie auf der Website von CAST.
Prinzip 1: Darstellung
Dieses Prinzip zielt auf die kognitiven Aspekte des Lernens
Bieten Sie multiple Darstellungsweisen der Lerninhalte an. Dieses Prinzip umfasst die barrierefreie Gestaltung von Lernmaterialien, sowie unterschiedliche Unterstützungsansätze zur Förderung der Informationsverarbeitung.
Es wird in drei untergeordnete Guidelines unterteilt:
- Perzeption: Informationen für alle Lernenden zugänglich zu machen. Dafür müssen sie über verschiedene Modalitäten bereitgestellt werden (z.B. über das Sehen, Hören oder Anfassen) und das Format soll von dem/der Benutzer*in angepasst werden können (z.B. Vergrößerung, Lautstärke, Geschwindigkeit).
⇒ konkrete Beispiele: Untertitel, Alternativtexte, Einstellungen (Größe, Geschwindigkeit, Lautstärke…)
- Sprache und Symbole: Die Lernenden können unterschiedlich gut mit verschiedenen Formen der Darstellung umgehen – sowohl mit sprachlichen als auch mit nicht-sprachlichen. Ungleichheiten können entstehen, wenn Informationen allen Lernenden in einer einzigen Form der Darstellung präsentiert werden. Eine wichtige Unterrichtsstrategie besteht darin, dafür zu sorgen, dass alternative Darstellungen nicht nur zugänglich, sondern auch für alle Lernenden klar und verständlich sind.
⇒ konkrete Beispiele: Beschreibungen, Bilder, Videos, Übersetzungen, Erläuterungen
- Verständnis:
Prinzip 2: Aktion & Ausdruck
Bieten Sie den Lernenden multiple Wege und Möglichkeiten an, mit der Lernumgebung zu interagieren und das eigene Wissen zu präsentieren. Hierbei geht es um die Ermöglichung der Verwendung von assistiven Technologien in der Interaktion mit der Lernumgebung, sowie der Förderung unterschiedlicher Wege der Kommunikation.
Prinzip 3: Lernengagement
Foto: Tim Mossholder von Unsplash
Dieses Prinzip betrachtet warum wir lernen. Es geht darum, das Lerninteresse und die Motivation der Lernenden zu fördern.
Bieten Sie den Lernenden multiple Wege und Möglichkeiten an, sich angesprochen zu fühlen und engagiert zu lernen. Hierbei sind unterschiedliche Wege zur Unterstützung der Motivation und der Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit angesprochen.
Wichtig ist, dass nicht alle Checkpoints für eine Lernumgebung realisiert werden müssen, sondern es vielmehr darum geht, bereits in der Planung von Lehrveranstaltungen etwaige Barrieren frühzeitig zu erkennen und mit Hilfe des UDL die passenden Strategien auszuwählen und umzusetzen. Auf diese Weise können multiple und flexible Lernwege ermöglicht werden, sodass Lernerfahrungen zugänglich, aber auch herausfordernd sind. So profitieren alle Personen einer heterogenen Lerngruppe.