Alltagstheoretische Definition
Der Begriff “Behinderung” ist uns in unserem Alltag geläufig – wir verwenden ihn in unserem alltäglichen Sprachgebrauch. Dabei ist der Begriff noch gar nicht so alt. Genau genommen entstand er erst im frühen 20. Jahrhundert.1
Aber was meint “Behinderung” eigentlich?
Betrachtet man den Begriff aus der alltagstheoretischen Perspektive, so meinen wir in unserem täglichen Sprachgebrauch mit “Behinderung” in der Regel eine körperliche oder geistige Eigenschaft, die nicht der Norm entspricht.
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Laut Duden versteht man unter Norm eine „allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Regel für das Zusammenleben der Menschen [und als] übliche, den Erwartungen entsprechende Beschaffenheit, Größe, Qualität o. Ä.; Durchschnitt“.2 Diese Norm kann also auch Erscheinungs- und Verhaltensformen von Menschen betreffen.
Auf wen bezieht sich “Behinderung” in unserer Alltagssprache? Und auf wen nicht?
Menschen mit Abweichungen von dieser Norm wären diesem Verständnis nach z.B. Rollstuhlfahrer*innen, Menschen mit sichtbaren Behinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Aus der Bezeichnung “Behinderung” ergibt sich in diesem Kontext auch oftmals der Schluss, dass sich dieser Personenkreis durch eine erhöhte Hilfsbedürftigkeit auszeichnet.3
Menschen mit Diabetes oder einer Krebserkrankung z.B. werden in diesem alltäglichen Verständnis per se oft erst einmal nicht als “behindert” bezeichnet.
Zusammenfassung
Der Begriff “Behinderung” meint demnach in der alltagstheoretischen Definition eine Abweichung von der Norm.
Literatur
1 Vgl. Dederich, M. & Jantzen, W. (Hrsg.) (2009): Behinderung und Anerkennung. Stuttgart: Kohlhammer. S.16.
2 Dudenredaktion (2020): Norm. URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Norm. Abgerufen am 30.03.2020.
3 Vgl. Sasse, A. & Moser, V. (2016): Klassifizierungssysteme und Behinderungsbegriffe. S.138. In: Hedderich, I./Biewer, G./Hollenweger, J./Makrowetz, R. (Hrsg.): Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. S.138-45.