Personale Handlungskompetenzen
Neben den bereits beschriebenen organisatorischen Bedingungen sind für die Umsetzung sexueller Bildung die Kompetenzen jedes einzelnen Mitarbeiters/jeder einzelnen Mitarbeiterin von Belangen. Welche Kompetenzen dabei wichtig sind, kann anhand der folgenden Grafik, welche angelehnt an den Kompetenzwürfel für sexualpädagogische Handlungskompetenz von Valtl und Sielert (2000) erstellt wurde, entnommen werden:
Fahren Sie mit dem Mauszeiger über die Kästchen, um weitere Informationen zu den einzelnen Handlungskompetenzen zu bekommen.

Adressat*innen
- fordert Kompetenz die Angebote speziell an die Adressat*innen und ihren jeweiligen Entwicklungsstand, ihre soziale Situation, ihre spezifischen Formen von Sexualkultur, ihrem Sprachstil und ihrer besonderen Lebenslage anzupassen
- bei Schüler*innen mit geistiger Behinderung z.B. besondere Gestaltung der Lerninhalte wie eine einfache, wenig detaillierte und anschauliche Erklärung mit haptischem und visuellem Material
organisatorische und politisch-gesellschaftliche Bedingungen
- fordert Kompetenz Angebote sexueller Bildung entsprechend den gesetzlichen und politischen Vorgaben und in der Einrichtung geltenden Bedingungen gestalten zu können, z.B. gemäß der länderspezifischen Richtlinien und Gesetze, dem Spiralcurriculum und dem schulinternen Konzept
situative Bedingungen
- fordert Kompetenz auf die situativen Bedingungen angemessen reagieren und diese bewusst nutzen zu können, z.B. ergreifen von sexualpädagogischen Chancen, die sich zufällig ergeben beispielsweise in Pflegesituationen
Professionsrolle sexualpädagogisch Tätiger
- fordert Kompetenz sich selbst als Teil des Handlungsfeldes zu sehen und die Wirkung der eigenen Person mit den Einflussmöglichkeiten, Verpflichtungen und Grenzen einschätzen und diese nutzen zu können
Direkte Interaktion
- fordert Kompetenz die benannten Interaktions- und Kommunikationskompetenzen in persönlichen Gesprächen auf die Bedürfnisse des Gegenübers anwenden zu können z.B. durch angemessene Reaktion und dem Anbieten von Hilfe, Unterstützung und Orientierung
- wichtig ist auch Einnehmen einer Vorbildfunktion, die Mitarbeiter*in als Lernenden zeigt, der/die ebenso ständige Entwicklung mit Problemen durchläuft, jedoch aktiv an diesen arbeitet
Vermittlung von Inhalten in direkter Interaktion
- fordert sach- und medienbezogene und didaktische Kompetenz, die für die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Unterricht notwendig sind
- bei sexueller Bildung ist es wichtig, dass das Lernen auf Grundlage themenunabhängiger Basiskompetenzen geplant wird, die Lernumgebung so gestaltet wird, dass Selbstständigkeit ermöglicht und angeregt wird und Lehrkräfte eine begleitende Rolle einnehmen und nicht den Prozess kontrollieren
Handeln in Organisationen
- fordert Wissen über die organisatorisch-institutionellen und politisch-gesellschaftlichen Bedingungen und die Kompetenz das allgemeine Handeln darauf einstellen zu können und die Vorgaben kritisch zu hinterfragen
- dazu sind z.B. Kenntnisse der Infragestaltung wie Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit oder Raumgestaltung notwendig
personenbezogene Reflexionskompetenz
- Kompetenz zur ständigen Reflexion der eigenen Person bezüglich Sexualität z.B. Reflexion der eigenen sexuellen Biografie und Lebensform, der sexualitätsbezogenen Wünsche, Ängste und Werte sowie dem Handeln in Schule
- ungenügende Reflexion kann z.B. dazu führen, dass Situationen verzerrt wahrgenommen werden und eigene Meinungen und Bedenken unbewusst aufgezwungen werden
Interaktions- und Kommuikationskompetenz
- soziale Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Offenheit, Toleranz, Fähigkeit zuzuhören, Wahrnehmungskompetenz und Sprachkompetenz
- diese sind wichtig für den Aufbau von Beziehungen und Vertrauen, welche Grundlagen für sexuelle Bildung und Ansprechen sensibler Themen sind
- ebenso wichtig für die Arbeit im Team, mit Angehörigen und Kooperationsbeziehungen
sachbezogene Reflexionskompetenz
- Kompetenz das Wissen über sexuelle Themen zu reflektieren und in die persönlichen Erfahrungen und die gesellschaftlich-kulturellen Kontexte einzubetten
- dabei ist kein allumfassendes Wissen, sondern Wissen mit pädagogischer Handlungsrelevanz wie beispielsweise Sexualität (z.B. Begriff, Sinnaspekte), wichtige Fachfragen (z.B. dringende Themen von Jugendlichen) und Lage der Adressat*innen (z.B. sexuelle Entwicklung) gefragt
Handlungskompetenzen – Grafische Aufbereitung des Kompetenzwürfels von Valtl und Sielert I Henrike van Treeck I CC BY SA 4.0
Hinweise zu der Grafik
Die Grundlage eines professionellen sexualpädagogischen Handelns bilden die drei Kompetenzbereiche. Diese müssen an bestimmte Handlungen angepasst und erweitert werden. Für die Umsetzung von sexueller Bildung müssen jene in einem letzten Schritt auf die dargestellten Handlungsfelder, also die konkreten Gegebenheiten, adaptiert werden. Durch die Anpassungen ergeben sich weitere Kompetenzen, die von den Mitarbeiter*innen gefordert werden. Diese sind ebenso in der Grafik angedockt.1
Um den Kompetenzwürfel von Valtl und Sielert (2000) zu sehen und weiterführende Informationen zu erhalten, klicken Sie hier.
Literatur

1 vgl. Fritz, Jürgen & Sielert, Uwe (2009): E-Learning und Sexualpädagogik. Grundlagen und Konzeptideen; eine Expertise im Auftrag der BZgA. Köln: BZgA. S. 51ff.