Bezug zum Personenkreis der Menschen mit geistiger Behinderung
Obwohl sich das Lernmodul auf den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung bezieht, wurde der Personenkreis der Schüler*innen mit geistiger Behinderung bisher nicht genauer thematisiert. Dies hängt damit zusammen, dass die zuvor erlernten grundlegenden Inhalte auf alle Menschen zutreffen. Jede Trauer, jede Todesvorstellung und jedes Trauerverhalten sind individuell – so auch bei Menschen mit geistiger Behinderung. 1
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Geistige Behinderung beschreibt ein Phänomen, welches sich aufgrund der Individualität des Behinderungsphänomens selbst nicht endgültig bestimmen und definieren lässt.² Schließlich gibt es „weder die geistige Behinderung noch den Menschen mit geistiger Behinderung“³. Dies hängt damit zusammen, dass das Phänomen der geistigen Behinderung stets durch Bewertungen und Einstellungen der Umwelt sowie durch Normen, Werte und den aktuellen Zeitgeist beeinflusst wird. Daraus geht hervor, dass geistige Behinderung als ein mehrdimensionales Phänomen zu verstehen ist, welches als „medizinischer, psychologischer, pädagogischer, soziologischer sowie als bildungs- und sozialpolitischer rechtlicher Terminus gebraucht“ ⁴ wird. Eine Möglichkeit, das mehrdimensionale Phänomen „geistige Behinderung“ darzustellen, bietet die ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health), ein durch die WHO (World Health Organization) im Jahr 2001 erstelltes Klassifikationssystem (vgl. ebd., 68). Die ICF geht von einem bio-psycho-sozialen Modell von Behinderung aus, welches Gesundheitsprobleme, Körperfunktionen und -strukturen, Aktivitäten, Partizipation, Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren gleichermaßen berücksichtigt und eine Wechselwirkung zwischen den einzelnen Komponenten hervorruft.⁵ Klicken Sie für weitere Informationen.
Zuletzt ist an dieser Stelle zu nennen, dass dem Lernmodul selbst eine kompetenz- und entwicklungsorientierte Sichtweise zugrunde liegt, die hervorheben soll, dass die Behandlung des Themenkomplexes „Sterben, Tod und Trauer“ für alle Menschen von Bedeutung ist – egal ob diese zum Personenkreis der Menschen mit geistiger Behinderung zählen oder nicht.
So geht aus den bisher veröffentlichten nationalen und internationalen Studien hervor, dass für Schüler*innen mit geistiger Behinderung prinzipiell keine anderen Wege zur Trauerarbeit eingeschlagen werden müssen und zentrale Bezugspunkte immer bei der allgemeinen kindlichen Entwicklung von Todeskonzepten und Trauerverhalten wiederzufinden sind.⁶ Nichtsdestotrotz können sich auf diesem Weg einige Herausforderungen ergeben, die in der nachfolgenden Lektion vertieft werden.
Literatur
1 vgl. Bosch, Erik (2012): Tod und Sterben im Leben von Menschen mit geistiger Behinderung. Arnhem: Bosch & Suykerbuyk Trainingszentrum B.V. S. 38
2 vgl. Fornefeld, Barbara (2013): Grundwissen Geistigbehindertenpädagogik. Mit 14 Tabellen und 69 Übungsaufgaben. 5., aktualisierte Aufl. München, Stuttgart: Reinhardt; UTB. S.59
3 ebd.
4 ebd., S. 61f.
5 vgl. Stöppler, Reinhilde (2017): Einführung in die Pädagogik bei geistiger Behinderung. Mit 21 Tabellen ; mit Übungsaufgaben und Online-Ergänzungen. München, Stuttgart: Reinhardt; UTB. S. 21
6 vgl. Fischer, Andreas (2008): Umgehen mit dem Erleben von Sterben und Tod – Möglichkei-ten der adäquaten Begleitung von Kindern mit Behinderung. In: Fässler-Weibel, Peter/Jeltsch-Schudel, Barbara (Hrsg.): Wer weiß denn, dass ich traurig bin? Trauern mit geistig behinderten Menschen. Freiburg, Schweiz, Winterthur: Paulusverl.; Verl. Zum Ziel. S. 99