Forschungsstand
Kurzer Überblick
Die empirische Forschung zur Schulbegleitung in Deutschland befindet sich noch in einem frühen Stadium. Durch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hat die Zahl der Schulbegleiter*innen jedoch zugenommen, da inklusive Bildung zunehmend gefördert wird.
Eine deutschlandweite Erhebung der Situation der Schulbegleitung ist bisher nicht möglich, da die Trägerschaft und Finanzierung dezentral organisiert sind. Die vorhandenen Studien sind oft nur regional begrenzt und geben daher keinen umfassenden Überblick. Unterschiede in den regionalen Gegebenheiten erschweren die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse. Internationale Forschungsergebnisse sind aufgrund unterschiedlicher Bildungssysteme und -kulturen nur bedingt auf die deutschen Verhältnisse übertragbar.
Ein Überblick der deutschsprachigen Forschung zur Schulbegleitung zeigt verschiedene Schwerpunkte:
- Entwicklung der Maßnahme
- Personenkreis, Arbeitssituation und Qualifikation
- Aufgabenbereiche und Tätigkeiten
- Erfolg und Wirkung
- Professionalisierung
- Kooperationen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschung zur Schulbegleitung in Deutschland noch in den Anfängen steckt, jedoch durch die wachsende Bedeutung inklusiver Bildung an Relevanz gewinnt.
Ergebnisse aus Befragungen
Eine Befragung von Henn et al. (2014) mit 526 Schulbegleiter*innen in Baden-Württemberg ergab, dass der Altersdurchschnitt 41,1 Jahre beträgt. 85,8% der Befragten sind weiblich und 96% haben die deutsche Staatsbürgerschaft. 93,2% der Schulbegleiter*innen besitzen einen mittleren Bildungsabschluss oder höher und 45,4% haben eine pädagogische Ausbildung. Etwa 10% der Befragten sind im Bundesfreiwilligendienst oder im freiwilligen sozialen Jahr tätig.
Eine Untersuchung von Dworschak (2012) in Bayern mit 87 Schulbegleiter*innen zeigte, dass über die Hälfte der Befragten in sozialen Berufen tätig sind und 22,5% im Zivildienst, FSJ oder Studium. In Bezug auf die Qualifikation fühlen sich 54,8% ausreichend und 32,7% eher ausreichend qualifiziert, während 11% sich eher unzureichend und 2% unzureichend qualifiziert fühlen.
Zur Vorbereitung gaben laut Henn et al. (2014) 72% an, dass sie vorbereitet wurden, wobei die häufigsten Vorbereitungsmaßnahmen Gespräche (57,9%), Schulungen (36,2%) und Hospitationen (13,7%) waren. Die Zufriedenheit mit der Betreuung liegt bei 90,7% (Regensburg/Augsburg). Regelmäßige Teamsitzungen und Fortbildungen werden angeboten, wobei Schulbegleiter*innen Weiterbildungswünsche in Bereichen wie Verhalten, psychologische Grundlagen, Heilpädagogik, Konfliktbewältigung und allgemeine Pädagogik äußerten.
Die Beschäftigungsdauer variiert laut Dworschak (2012): 42,5% sind weniger als ein Jahr, 20% ein bis zwei Jahre, 20% zwei bis drei Jahre und knapp 10% drei bis vier Jahre tätig. Gründe für die kurze Beschäftigungsdauer sind unter anderem hohes Einkommen, kurzfristige Verträge und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (vgl. Henn et al., 2014, S. 402). Gemäß einer Befragung von Bacher et al. (2007) umfasst die Motivation für den Beruf den beruflichen Wiedereinstieg (52%), die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (76%) und die Nützlichkeit der Tätigkeit (77%).
Die finanzielle Situation der Schulbegleiter*innen ist unterschiedlich: von Festanstellungen bis hin zu Honorarbasis, ohne Bezahlung während Ferien oder Krankheit. In Oberösterreich beträgt der durchschnittliche Nettostundenlohn 7,30 Euro bei einer Wochenarbeitszeit von 22 Stunden, was keine existenzsichernde Tätigkeit darstellt. 60% der Schulbegleiter*innen arbeiten mehr als vertraglich vereinbart, wobei Überstunden oft bei Teamarbeit außerhalb der regulären Arbeitszeit anfallen. Eine enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und entlohnte Teamsitzungen werden als wichtig erachtet.
Quellen
Bacher, J.; Pfaffenberger, M.; Pöschko, H. (2007): Arbeitssituation und Weiterbildungsbedarf von Schulassistent/innen. Linz. Verfügbar unter: https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:3fe7fca8-2979-458e-a3ea-4d9a9e92f748/schulassistenz_jugendliche_mit_foerderbedarf_ooe_2007.pdf. Abgerufen am: 04.10.2024.
Dworschak, W. (2012): Schulbegleitung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung an der allgemeinen Schule. In: Gemeinsam Leben 20 (2), S. 80-94.
Henn, K.; Thurn, L.; Besier, T.; Künster, A.; Fegert, J. M.; Ziegenhain, U. (2014): Schulbegleiter als Unterstützung von Inklusion im Schulwesen. In: Zeitschrift für Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 42(6), S. 397-403.
Laubner, M.; Lindmeier, B.; Lübeck, A. (2022): Schulbegleitung in der inklusiven Schule Grundlagen und Praxis. 3. Auflage. Weinheim, Basel: Beltz.