Sprechstunden
Als Hochschuldozierende tragen Sie eine zentrale Verantwortung, Lern- und Beratungsräume so zu gestalten, dass alle Studierenden – ungeachtet individueller Herausforderungen – gleichberechtigt und selbstbestimmt in den Sprechstunden partizipieren können. Die nachfolgenden Leitlinien können Ihnen dabei helfen, sowohl die persönlichen als auch die digitalen Beratungssituationen unter dem Aspekt der Barrierefreiheit systematisch zu optimieren.
Die Empfehlungen basieren auf fundierten Ansätzen der Inklusions- und Barrierefreiheitsforschung, wie sie unter anderem in der Toolbox “digitale Barrierefreiheit” des ILIAS Kompetenzzentrums für Hochschulen in NRW und in diesem Lernmodul dargestellt werden.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Orientierung und Raumgestaltung: Setzen Sie auf taktile Markierungen, akustische Hinweise und kontrastreiche Beschilderungen, um eine sichere und selbstständige Orientierung im Beratungsraum zu ermöglichen. Bieten Sie an, die Person zu ihrem Platz oder Ausgang zu begleiten – fragen Sie dabei stets: „Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?“ und respektieren Sie die bevorzugte Form des Absehens (Schulter-/Oberarmkontakt).
- Informationsaufbereitung: Stellen Sie Informationsmaterialien in alternativen Formaten (z. B. Brailleschrift, vergrößerte Ausdrucke) bereit und sorgen Sie für eine blendfreie, adäquate Beleuchtung.
- Assistive Hilfsmittel und verbale Orientierung: Gewähren Sie den Studierenden Zugang zu technischen Hilfsmitteln, wie Vergrößerungsgeräten oder speziellen Lesegeräten, sofern dies erforderlich ist. Kommunizieren Sie Ihre Handlungen klar: „Zur Begrüßung gebe ich Ihnen die Hand“; „Den Stift habe ich direkt neben Ihre Mappe gelegt.“
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Barrierefreie Software: Nutzen Sie digitale Plattformen und Programme, die Screenreader-kompatibel sind und individuelle Anpassungen (Schriftgröße, Kontrast) zulassen.
- Alternative Medienformate: Bieten Sie digitale Materialien in barrierefreien Formaten an und ermöglichen Sie den Zugang zu alternativen Informationsquellen wie Audioaufnahmen.
- Support und Schulung: Informieren Sie die Studierenden über den Gebrauch assistiver Technologien und stellen Sie bei Bedarf entsprechende Hilfestellungen zur Verfügung.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Visuelle Kommunikationshilfen: Ergänzen Sie die verbale Interaktion durch den Einsatz von Whiteboards, Flipcharts oder schriftlichen Zusammenfassungen.
- Dolmetscherangebote und Absehen: Ziehen Sie bei Bedarf die Einbindung von Gebärdensprachdolmetscher:innen oder schriftlichen Kommunikationsmitteln in Betracht und setzen Sie auf das „Absehen“ (das gezielte Ablesen von Mimik und Lippenbewegungen), um gesprochene Inhalte zu unterstützen.
- Optimierung der Raumakustik: Achten Sie auf eine gute Akustik im Beratungsraum und reduzieren Sie störende Hintergrundgeräusche.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Untertitel und Transkriptionen: Verwenden Sie Videokonferenzsysteme, die Live-Untertitel oder automatische Transkriptionen bieten.
- Textbasierte Kommunikationskanäle: Ermöglichen Sie eine schriftliche Interaktion über Chatfunktionen oder E-Mail, um Rückfragen effektiv zu adressieren.
- Vorabinformation: Übermitteln Sie detaillierte Agenden und Informationsdokumente zur Ergänzung der mündlichen Beratung.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Barrierefreie Zugänge: Gewährleisten Sie einen stufenlosen Zugang und barrierefreie Gestaltung der Räumlichkeiten, inklusive breiter Türen und ausreichend Platz für Mobilitätshilfen.
- Flexible Raumgestaltung: Planen Sie Sitzordnungen und Möblierungen so, dass sie den individuellen Bedürfnissen, etwa von Rollstuhlfahrenden, gerecht werden.
- Assistenzangebote: Ermöglichen Sie die Inanspruchnahme persönlicher Assistenz oder eines mobilen Beratungsservices, wenn die Anreise erschwert ist. Akzeptieren Sie es, wenn keine Hilfe in Anspruch genommen werden möchte.
- Begrüßungsgestaltung: Passen Sie die Begrüßung an – vermeiden Sie, ohne Absprache die Hand zu reichen, wenn dies nicht erwünscht oder möglich ist.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Intuitive Bedienbarkeit: Wählen Sie Plattformen und Tools, die auch über alternative Eingabemethoden (z. B. Tastaturbedienung) zugänglich sind.
- Information über Hilfsmittel: Stellen Sie Informationen zu kompatiblen technischen Hilfsmitteln bereit und unterstützen Sie Studierende bei der Einrichtung entsprechender Software.
- Flexibilität im Zugang: Bieten Sie Möglichkeiten, die digitale Beratung von zu Hause unter ergonomisch optimalen Bedingungen wahrzunehmen.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Vertrauensvolle Atmosphäre: Etablieren Sie ein Beratungsumfeld, das durch Empathie, Diskretion und Rückzugsmöglichkeiten gekennzeichnet ist.
- Flexible Gestaltung: Passen Sie Beratungsdauer und -zeiten an den momentanen Befindlichkeitszustand der Studierenden an, um Stress zu reduzieren.
- Transparente Kommunikation: Informieren Sie offen über Abläufe und Unterstützungsmöglichkeiten, um Unsicherheiten vorzubeugen.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Strukturiertes Setting: Gestalten Sie digitale Räume mit klaren Strukturen, ruhigen Hintergründen und reduzierten Ablenkungen.
- Anonymität und Selbstbestimmung: Erlauben Sie, soweit möglich, eine anonyme Teilnahme oder die Nutzung von Pseudonymen, um Hemmschwellen abzubauen.
- Modulare Beratungseinheiten: Setzen Sie auf kurze, modulare Sitzungen, die bei Bedarf flexibel unterbrochen werden können.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Flexible Terminplanung: Berücksichtigen Sie individuelle Gesundheitsrhythmen und Erschöpfungsphasen bei der Vereinbarung von Beratungsterminen.
- Komfortable Umgebungen: Schaffen Sie Ruhezonen und bieten Sie bequeme Sitzmöglichkeiten, um längere Aufenthalte angenehm zu gestalten.
- Individuelle Abstimmung: Kommunizieren Sie offen über spezifische Bedürfnisse und passen Sie gegebenenfalls den Beratungsablauf kurzfristig an.
- Sensibilität und Aufgeschlossenheit: Seien Sie sich bewusst, dass chronische Erkrankungen oft nicht sichtbar sind, und gehen Sie mit Offenheit und Respekt auf die individuellen Bedürfnisse ein.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Anpassbare Sitzungszeiten: Ermöglichen Sie zeitlich flexible Beratungseinheiten, die bei Bedarf unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt werden können.
- Kontinuierlicher Support: Stellen Sie sicher, dass technische Unterstützung bei Schwierigkeiten schnell erreichbar ist, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
- Dokumentation und Nachbereitung: Bieten Sie die Möglichkeit, Sitzungen aufzuzeichnen oder schriftliche Zusammenfassungen zur Nachbereitung bereitzustellen.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Klarheit in der Kommunikation: Verwenden Sie präzise und verständliche Sprache, um Kerninhalte klar zu vermitteln und wiederholen Sie diese bei Bedarf.
- Visuelle Unterstützung: Nutzen Sie ergänzende Visualisierungen, Diagramme oder Mindmaps, um komplexe Sachverhalte anschaulich darzustellen.
- Alternative Informationsformate: Bieten Sie Materialien in mündlicher Form oder in unterstützter schriftlicher Zusammenfassung an.
- Berücksichtigung von Teilleistungsstörungen: Seien Sie sich bewusst, dass Dyslexie, Dyskalkulie, AD(H)S und ähnliche Störungen häufig vorliegen und bieten Sie zusätzliche Unterstützung, insbesondere in prüfungsrelevanten Situationen.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Strukturierte Dokumente: Erstellen Sie digitale Materialien in klar strukturierten, barrierefreien Formaten, die auf einfache Sprache und visuelle Hilfen setzen.
- Technologische Unterstützung: Integrieren Sie Text-to-Speech-Funktionen oder Tools, die mathematische Inhalte verständlich darstellen.
- Interaktive Elemente: Verwenden Sie interaktive Übungen und Feedbackmechanismen, um den Beratungsprozess aktiv und inklusiv zu gestalten.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Alternative Kommunikationswege: Nutzen Sie unterstützende Mittel wie Bildkarten, schriftliche Notizen oder symbolbasierte Systeme, um den Austausch zu erleichtern.
- Ausreichend Zeit einplanen: Gestatten Sie genügend Zeit für die Ausdrucksweise und das Verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Inklusive Gesprächsatmosphäre: Fördern Sie eine offene und wertschätzende Kommunikation, die auch nonverbale Ausdrucksformen berücksichtigt.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Textbasierte Optionen: Bieten Sie ergänzend zur mündlichen Interaktion textbasierte Kommunikationskanäle (z. B. Chat, E-Mail) an.
- Visuelle Unterstützung: Setzen Sie auf Grafiken, Symbolen oder kurzen Videosequenzen, um die verbale Kommunikation zu unterstützen.
- Individualisierte Voreinstellungen: Klären Sie vorab die individuellen Kommunikationspräferenzen, um die digitale Beratung optimal anzupassen.
Persönliche Beratung in der Sprechstunde
- Notfallmanagement: Etablieren Sie vorab einen diskreten Notfallplan, der schnelles und angemessenes Eingreifen im Fall eines Anfalls ermöglicht.
- Beruhigende Raumgestaltung: Gestalten Sie den Beratungsraum so, dass visuelle Überreizung vermieden wird (z. B. dezente Farben, minimierte visuelle Ablenkungen).
- Schulung des Personals: Sorgen Sie für eine adäquate Sensibilisierung und Schulung aller Beteiligten im Umgang mit akuten Anfallsereignissen und Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Digitale Beratung in der Sprechstunde
- Klare Kommunikationsprotokolle: Definieren Sie verbindliche Signale und Notfallkontakte, um im Fall gesundheitlicher Beschwerden rasch reagieren zu können.
- Flexible Sitzungsstruktur: Ermöglichen Sie bei Bedarf das kurzfristige Unterbrechen oder Verschieben digitaler Sitzungen.
- Vorabinformation: Informieren Sie die Studierenden detailliert über den Ablauf der digitalen Beratung sowie über Notfallmaßnahmen und Kontaktmöglichkeiten.

Abschluss und Weiterentwicklung
Diese Leitlinien verstehen sich als Ausgangspunkt eines kontinuierlichen Optimierungsprozesses. Es ist empfehlenswert, regelmäßig Feedback von betroffenen Studierenden einzuholen und Ihre Sprechstunden sowie digitalen Angebote unter Berücksichtigung der spezifischen Rahmenbedingungen Ihrer Hochschule anzupassen. Eine enge Kooperation mit den zuständigen Beratungs- und Inklusionsstellen trägt zusätzlich zur individuellen Lösungsfindung bei.
Literatur

1 ILIAS Kompetenzzentrum für Hochschulen in NRW (o.D.): Toolbox “Digitale Barrierefreiheit”. Sprechstunden. Abgerufen am 05.03.2025, von https://www.ilias.nrw/ilias.php?baseClass=ilrepositorygui&ref_id=984
Verwendeter Prompt

Für die inhaltliche Konzeption der Seite wurde folgender Prompt in ChatGPT (GPT-4-Struktur) verwendet:
# Deine Rolle: Du bist eine äußerst kompetente und heterogenitätssensible Wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Hochschule. Du unterstützt mich bei der Planung eines Rahmenkonzepts für barrierefreie Sprechstunden in der Hochschule.
# Kontext und Rahmenbedingungen: Die Beratung an der Universität soll verbessert werden. Konkret geht es um die individuellen Beratungen in Sprechstunden bei Dozierenden. Es sollen sowohl die persönlichen Beratungen vor Ort als auch die digitalen Sprechstunden remote in den Blick genommen werden. Für die Hochschuldozierenden sollen dabei Leitlinien und Hinweise zusammengetragen werden, die die Sprechstunden barrierefrei machen und alle möglichen Formen von Behinderungen bei Studierenden antizipieren.
# Aufgabe: Du erstellst Leitlinien für Dozierende, die diese nutzen können, bevor sie ihre Sprechstunden anbieten. In den Leitlinien sollst du Dozierende für die verschiedensten Formen von Behinderungen sensibilisieren, die Studierende haben können. Darauf aufbauend gibst du konkrete Handlungsempfehlungen, die Dozierenden helfen sollen, ihre Sprechstunde barrierefrei gestalten zu können.
# Arbeitsschritte: 1. Du beginnst, indem Du einen ersten Aufschlag produzierst. Du fragst mich dann nach Änderungen. 2. Du setzt meine Antwort um und fragst mich nach weiteren Änderungen. 3. Du wiederholst Schritt 2, bis ich Dir sage, dass ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. 4. Wenn Dir an irgendeiner Stelle etwas unklar ist, fragst Du mich nach einer Erklärung.
# Ergebnis: Eine schriftliche Übersicht sortiert nach Formen von Behinderungen. Zu jeder Behinderung gibst du konkrete Handlungsoptionen für die persönliche und die digitale Beratung in Sprechstunden. # Format der Ausgabe: schriftlich in Absätzen pro Form der Behinderung inklusive Unterkapitel für 1. persönliche Beratung in der Sprechstunde und 2. digitale Beratung in der Sprechstunde. Ergänze den Text um einen einleitenden Absatz zur Grundhaltung von Dozierenden, wie diese ihre Sprechstunden möglichst barrierefrei abhalten können. Die Einführung soll erst einmal übergreifend für die Zielgruppe aller Studierenden mit Behinderung gelten und möglichst allgemein sein
# Faktenbasis / Musterbeispiele: Orientiere dich in deiner Arbeit auch an den gesamten Inhalten aus dem folgenden digitalen Lernmodul – nutze diese zusätzlich und nicht ausschließlich.