Das vorherrschende Leistungsverständnis

Meritokratie

Das Leistungsprinzip ist eine wesentliche Stütze des Gerechtigkeitsverständnisses. Das meritokratische Prinzip beschreibt ein in der Gesellschaft vorherrschendes Verständnis davon, dass Erfolg von jeder Person durch dieselbe Leistung gesichert werden kann. Meritokratisierung ist somit ein Verteilungsprinzip, bei dem die Besten und Ehrgeizigsten bei der Vergabe von wichtigen gesellschaftlichen Gütern berücksichtigt werden. Demnach wäre dieser Erfolg unabhängig von Geschlecht, sozialem Status, kulturellem Hintergrund etc.

Es stellt sich die Frage: Haben wirklich alle Menschen dieselben Voraussetzungen, um auf den Leistungsbaum zu gelangen?

^{Grafik: Maximiliane Lorscheidt, Anna Weiß | Universität zu Köln}

Ein Spannungsverhältnis: Inklusion und Leistung

Inklusion und Leistung im deutschen Schulsystem stehen in einem spannungsreichen Verhältnis zueinander. Inklusion zielt auf die gemeinsame Beschulung aller Schüler*innen ohne Diskriminierung ab, während das meritokratische Leistungsprinzip auf der Herstellung und Bewertung von Leistungsdifferenzen basiert. Die Frage ist, ob diese beiden Prinzipien miteinander vereinbar sind.

Am meritokratischen System wird viel Kritik ausgeübt, unter anderem, dass Leistungsdifferenzen in der Schule nicht objektiv gemessen und bewertet werden können. Außerdem wird die Leistungsbewertung stark von mehr oder weniger bewussten Fehlerfaktoren beeinflusst. Schüler*innen haben unterschiedliche Voraussetzungen, die häufig nicht berücksichtigt werden. Dadurch ist die Schule eine Einrichtung, die soziale Ungleichheit reproduziert anstatt verringert.

^{Grafik: Maximiliane Lorscheidt, Anna Weiß | Universität zu Köln}

Quellen

Sturm, T. (2018): Leistung und Leistungsbereitschaft. Bezugspunkte und Barrieren schulischer Inklusion. In: Menschen. Zeitschrift für gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten. 6/2018, S. 41-45. Verfügbar unter: https://www.zeitschriftmenschen.at/content/view/full/115522. Abgerufen am: 18.09.2024.
Bräu, K. (2018): Inklusion und Leistung. In: Sturm, T.; Wagner-Willi, M. (Hrsg): Handbuch Schulische Inklusion. Opladen: Barbara Budrich, S. 207-222.