Burgerzutat Selbstständigkeit
1. Die Bedeutung von Selbstständigkeit für Schule und Unterricht
Die selbstständige Organisation des Lernens hat durch den Distanzunterricht während der Corona-Pandemie weiter an Bedeutung gewonnen.
Auch Modelle und Überlegungen zeitgemäßen Lernens beschreiben die Bedeutung der Selbstständigkeit von Lernenden für ihr zukünftiges Lernen:
„Am wichtigsten ist aber, dass sich die Rolle der Schülerinnen und Schüler im Bildungssystem derzeit ändert. Sie werden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die nach den Vorgaben von Lehrkräften im Unterricht lernen, mit zunehmender Selbstständigkeit zu aktiv Partizipierenden und tragen zur Gestaltung des Unterrichts bei. Das heißt, Schülerinnen und Schüler übernehmen mit eigenständiger Handlungs- und Gestaltungskompetenz (Student Agency) und Unterstützung durch ihre Umgebung (Co- Agency) – insbesondere durch ihre Lehrkräfte (Teacher Agency) – zunehmend Verantwortung für ihr Lernen.“ (OECD Lernkompass, S. 16.).
Literatur
OECD (2020). OECD Lernkompass 2030. OECD-Projekt Future of Education and Skills 2030 Rahmenkonzept des Lernens. Abgerufen am 24.08.2021: https://www.oecd.org/education/2030-project/contact/OECD_Lernkompass_2030.pdf
2. Konzepte für selbstgesteuertes Lernen an Schulen
An einigen Schulen werden darüber hinaus Konzepte zum (nahezu vollständigen) selbstgesteuerten Lernen von Schüler*innen umgesetzt. Dabei können (digitale) Planungshilfen den Lernenden helfen, ihre eigenen Lernweg zu planen und durchzuführen. Einen Einblick in zwei Modellschulen, die ein umfassendes Konzept zum selbstgesteuerten Lernen erarbeitet haben, erhaltet ihr hier: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/selbststaendiges-lernen-im-stresstest/
3. Förderung der Selbstständigkeit durch Methoden
Um die Selbstständigkeit von Schüler*innen zu fördern, können beispielsweise Methoden (z. B. Scrum) im Unterricht eingesetzt werden, die die Eigenverantwortlichkeit der Lernenden fördern und fordern.
Die Selbstorganisation der Schüler*innen kann zudem durch eine erhöhte Transparenz der Lernprozesse hergestellt werden. Hier können beispielsweise Lernlandkarten eingesetzt werden; um mehr Informationen zu grafischen Lernlandkarten zu erhalten.
“Eine Lernlandkarte ist eine Methode zur Strukturierung und Visualisierung eines Lerngegenstands. Es werden in konzentrierter und abstrakter Form durch Visualisierungen, Bilder, Begriffe, Strukturen usw. die wesentlichen Inhalte, Zusammenhänge und Ergebnisse auf einen Blick übersichtlich dargestellt. Sie hilft, sich im individuellen Lernprozess besser orientieren zu können.” (Wöhner, 2011)
Theoretisch liegt der Methode die Lehr- und Lernstrategie des Advance Organizer zugrunde. Die Lerner sollen zu Beginn des Lernprozesses das größere Bild sehen, woraufhin sie besser lernen, weil sie Kontexte assoziieren und den Lernstoff insgesamt besser vielfältig verankern und verknüpfen können. Dies dient insbesondere einer verbesserten Einordnung der Themen und ihrer Verknüpfung mit bisherigem Wissen (vgl. Reich, 2007).
Online-Unterricht erfordert eine besondere Kommunikation und Transparenz über den Lernfortschritt und die Struktur. Lernlandkarten können diese Transparenz über die Inhalte und das Vorgehen für Schüler*innen und auch Eltern herstellen und fördern so die Selbstständigkeit der Schüler*innen.
Beispiele für Lernlandkarten
Öffnen Sie die Beispiele per Klick auf die Reiter im Akkordion. Bei manchen Browsers kann es sein, dass das interaktive Element nicht direkt lädt. Um es zu laden, bitte noch einmal im geöffneten Akkordionfenster einmal klicken.
Chemie 9. Klasse Gymnasium
Das Thema der Stunde war die Untersuchung der Wirkung von Maaloxan bei Sodbrennen.
Da die SuS nicht selbst experimentieren konnte, wurde das Material so aufbereitet, dass es dem Erkenntnisgewinn eines Experiments möglichst nah kommt. Der interaktive Inhalt besteht aus Anleitungen, einem Video, Hilfekarten und Hinweisen zum genauen Arbeitsauftrag.
Umsetzung:
Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II
Einsatz
Blended-Learning-Unterrichtsreihe zum Thema „Sklavereigeschichte und Rassismus” im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II als Überblicksgrafik eingesetzt
Alle Aufgaben, Inhalte und Materialien sind unter der jeweiligen Einheit abrufbar und die Lernziele werden transparent formuliert. SuS können sich somit auch im Distanzunterricht und in Selbstlernphasen eigenständig orientieren.
Umsetzung
- H5P-Element „Image Hotspot”
Beispiel
DaZ-Unterricht der Grundschule.
Einsatz
Umsetzung
- genial.ly
Beispiel
Lerntheke Rosalies Hexenküche/Escape-Room
Eine genaue Beschreibung ist im Blog eTeaching Impulse zu finden.
Seminar des Zentrums für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln
Einsatz
Die grafische Lernlandkarte wird in einem produktorientierten Seminar als Seminarplan eingesetzt, über den alle Aufgaben, Inhalte und Materialien zum Vertiefen oder als Grundlage für Gruppenarbeiten aufrufbar sind.
Umsetzung
- Grafik canva
- H5P-Elements “Image Hotspot”
Reflexion
Die Erfahrung der vergangenen Semester hatte gezeigt, dass die Studierenden Schwierigkeiten hatten, die Zusammenhänge und Zielsetzungen zwischen den Aufgaben zu sehen und die zum Selbstlernen bereitgestellten Inhalte zuzuordnen. Die Studierenden nehmen die Lernlandkarte als Arbeits- und Strukturierungsmittel positiv und motiviert an und es gibt deutlich weniger Rückfragen zu den abzugebenen Arbeitsergebnissen.
Beispiel
Arten von Lernlandkarten
Literatur
Meyer, M. et al. (2011). Unterrichten mit Lernlandkarten. Abgerufen am 24.08.2021: https://www.wb-web.de/material/lehren-lernen/die-lernlandkarte.html
Olling, B. (2009). Den Aufbruch in neue Gebiete begleiten. Lernlandkarten im pädagogisch-diagnostischen Prozess erproben (S. 8-11).. In: Lernchancen. Heft 71, Seelze.
Reich, K. (Hg.) (2007). Methodenpool. Abgerufen am 24.08.2021: http://methodenpool.uni-koeln.de
Wöhner, J. (2011). Lernlandkarten in der Grundschule: Schülerinnen und Schüler auf dem Weg selbstorganisierten Lernens begleiten. München, GRIN Verlag. Online verfügbar unter https://www.grin.com/document/204227 (letzter Zugriff am 08.06.2020).