Burgerzutat Starke Beziehungen
“Beziehungsarbeit ist immer, ob Krise oder nicht” (Jäger, 2020).
Wie alle Burgerzutaten bezieht sich auch die Zutat “Starke Beziehungen” auf hybriden Unterricht, also der sinnvollen Integration analoger und digitaler Elemente in den Unterricht, geprägt von (a)synchroner Kommunikation, in Präsenz oder auf Distanz. Jedoch gilt für diese Zutat: “Beziehung […] ist etwas, das man grundsätzlich nie vollständig digital substituieren kann und sollte. Zur zwischenmenschlichen Beziehung gehört der zwischenmenschliche Kontakt in der realen Welt, zur Aneignung von Wissen und einem glücklichen, erfüllten Leben die Interaktion mit der Wirklichkeit” (Lüber, 2021); digitale bzw. hybride Lernsettings erfordern demnach eine andere Form der Beziehungsarbeit.
Wie u.a. die Studie “Kind sein in Zeiten von Corona” zeigt, spielt(e) die Beziehungsarbeit gerade unter den Bedingungen der Corona-Schulschließungen spielt(e) stellenweise sogar eine größere Rolle als zuvor im Präsenzunterricht, da “für einige Kinder […] die Pandemie mit Gefühlen der Einsamkeit verbunden [ist]: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der befragten Eltern stimmten der Aussage eher oder ganz zu, dass sich ihr Kind während des ersten Lockdowns einsam fühlte. In Familien mit schwieriger finanzieller Lage traf dies auf noch weit mehr Kinder zu: Unter ihnen fühlten sich den Angaben der Eltern nach fast die Hälfte (48 Prozent) einsam gegenüber 21 Prozent der Kinder aus Familien, die mit ihrem Einkommen gut leben können” (DJI, o.J.).
Doch wenn Beziehungen im digitalen Raum nicht ersetzt werden können, wieso dann der hohe Stellenwert starker Beziehungen im Hybridunterricht? Laut Laura Niemeier, Referentin für Pädagogik und Qualitätsentwicklung bei Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH, bieten “[d]igitale Tools […] uns die Möglichkeit, vollkommen neue Erfahrungsräume zu schaffen“ (Lüber, 2021) – und somit auch neue Lernerfahrungen zu ermöglichen.
Die Hardtschule Dummersheim, Preisträgerschule des Deutschen Schulpreis 2020 hat während dieser Zeit besonderen Wert auf die Förderung starker Beziehungen gelegt, welche im folgenden Video übersichtlich aufgezeigt werden.
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“Klassiker” der Beziehungsarbeit – digital aufbereitet
Doch wie “das Digitale im Analogen so [einsetzen], dass tatsächlich etwas Produktives, Neues entsteht, statt zu ersetzen oder zu verdrängen, was lebenswichtig für uns ist? Indem man erkennt […], dass echte Beziehungsarbeit durch Digitalität nicht etwa ersetzt, sondern im Gegenteil intensiviert werden muss” (Lüber, 2021). Dazu lohnt es sich, zunächst einen Blick auf nicht-digitale Kommunikation und die “traditionelle” Beziehungsarbeit zu werfen und bereits geltende Gelingensbedinungen zur Grundlage zu nehmen wie bspw. “Wertschätzung statt Diskriminierung zu praktizieren, gelingende Verhaltensweisen zu benennen statt Leistungen entwertend und entmutigend zu kommentieren, Interessen und eigene Impulse der Schüler:innen zu fördern statt herabsetzend oder ausgrenzend zu reagieren”(Lüber, 2021; vgl. auch Reckahner Reflexionen). Im Folgenden haben wir darauf aufbauend einige niedrigschwellige Tipps zur Förderung starker Beziehungen im digitalen bzw. hybriden Unterricht für euch zusammengetragen:
Beziehungsarbeit unter den Mitschüler*innen fördern
Kleine “Challenges” (s. Video Hardtschule Dummersheim) organisieren, Möglichkeiten zur Kollaboration und somit zu gemeinsamen Erfolgserlebnissen durch die Erschaffung gemeinsamer Lernprodukte schaffen, Peer-Feedback, u.v.m.
Feedback - mal anders
Beizeiten „persönlichere“ Feedback-Formate wählen – dabei kann es sich um ausführlichere Briefe/Mails, ein (Video-)Gespräch oder auch schlichtweg eine gesprochene anstatt einer geschriebenen Rückmeldung handeln. Audio-Feedback lässt sich z.B. mit dem Tool “QWIQR” schnell und einfach erstellen.
Rituale nutzen
Werden sie im klassischen Präsenzunterricht häufig als Mittel der Klassenführung / des classroom managements zur Prävention von Unterrichtstörungen verwendet, so finden sie spätestens im digitalen Raum eine neue Bedeutung: Rituale, die z.B. einen gemeinsamen Start und einen gemeinsamen Abschluss markieren, sorgen auch auf Distanz für ein Zusammengehörigkeitsgefühl. In offeneren (hybriden) Lernsettings können sie Schüler*innen zudem helfen, den Lernprozess auch über einen längeren (Projekt-)Zeitraum hinweg zu strukturieren.
Begegnung auf Augenhöhe
Als eine der Grundvoraussetzungen für ein agiles Mindset spielt die Begegnung auf Augenhöhe für die Bildung bzw. Erhaltung starker Beziehungen eine entscheidende Rolle: Unter Schüler*innen, zwischen Lehrenden und Lernenden, aber auch unter Kolleg*innen – bis hin zur “Auflösung des klassischen Verhältnisses von Lehrenden und Lernenden hin zu einer neuen Art der Wissensvermittlung auf Augenhöhe” (Lüber, 2021).
Netzwerk Bildung Digital: Dialogforum “Beziehungen in der Digitalität”
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Video: Anleitung zur Verwendung von Greenlight als benutzerfreundliche Oberfläche für das Open-Source-Webkonferenzsystem BigBlueButton
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Literatur
Deutsches Jugendinstitut (DJI) (o.J.). Welche Kinder und Eltern die Pandemie am härtesten trifft. Abgerufen am 02.09.2021: https://www.dji.de/themen/familie/kindsein-in-zeiten-von-corona-studienergebnisse.html.
Deutsches Schulportal (2020). Nähe trotz Distanz. Beziehungsarbeit im Fernunterricht aufrechterhalten. Abgerufen am 06.09.2021: https://deutsches-schulportal.de/konzepte/beziehungsarbeit-im-fernunterricht-aufrechterhalten/.
Jäger, K. (2020). Beziehungsarbeit digital – Mentoring in Zeiten von Corona. Abgerufen am 29.09.2021: https://www.betterplace-lab.org/en/beziehungsarbeit-digital-mentoring-in-zeiten-von-corona.
Lüber, K. (2021). Veranstaltungsbericht – Erfahrungsräume schaffen: Wie Digitalisierung Beziehungen fördern kann. Abgerufen am 02.09.2021: https://www.netzwerk-bildung-digital.de/2021/08/erfahrungsraeume-schaffen-wie-digitalisierung-beziehungen-foerdern-kann/.
Reckahner Reflexionen (2021). Leitlinien. Abgerufen am 06.09.2021: https://paedagogische-beziehungen.eu/leitlinien/.