Positionierungen und Positionswechsel
Ein regelmäßiger Positionswechsel ist für das Wohlbefinden des Menschen von großer Bedeutung und bildet die Grundlage für andere Angebote.1 Wenn der Mensch sich in einer guten Ausgangsposition befindet, wird eine Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten eröffnet.2 Die Wechsel bieten die Möglichkeit die Wahrnehmungs-Monotonie für Menschen mit Komplexer Behinderung zu reduzieren.3
Bei Positionierungen und Positionswechseln sind der Alltag und die Ressourcen der Person sowie passende Hilfsmittel einzubeziehen. Dann kann die Person Erfahrungen von Aktivität und Selbstwirksamkeit machen.4 Wenn die Bewegungsmöglichkeiten der Person, seien sie noch so klein, erkannt und beim Positionswechsel einbezogen werden, können diese mit der Zeit auch weiterentwickelt werden.1 Beim Wechsel der Position ist es wichtig, dass der Mensch alle Veränderungen der Lage, des Raums und der Position spüren kann. Zu schnelle Bewegungen können verwirrend und unangenehm sein.5
Das Ermöglichen von Aktivität beim Positionswechsel beinhaltet zum einen das aktive Halten der Position und zum anderen, dass in der Position komplexere Aktivitäten, wie Kommunizieren, Essen oder das Erkunden der Umwelt möglich werden, weil beispielsweise die Hände eingesetzt werden können. Um den Menschen mit Komplexer Behinderung zum Erkunden der Umwelt zu ermuntern, ist eine bewegungsanregende Umgebung hilfreich. Wenn in erreichbarer Nähe des Menschen interessante Gegenstände, etwa eine Lichtquelle oder eine Tast- und Knisterwand angebracht sind, kann die Motivation für Bewegung erhöht werden. Durch die Positionierung in einer Hängematte oder auf einem Schaukelbrett, kann der Mensch erfahren, wie er sich mit Händen oder Füßen selbst in Bewegung bringen kann.1
Orts- und Positionsveränderung von Menschen mit Komplexer Behinderung laufen im Alltag häufig passiv ab. Dabei kann es schwer erträglich für die Person sein, wenn sie beispielsweise in eine Ruheposition gebracht wird, wenn sie wach ist und gerne aktiv sein würde. Andersherum ist die Teilnahme an einem Angebot, obwohl die Person lieber Ruhe hätte und das Sitzen schwerfällt, genauso schwierig. Diese Szenarien zeigen die Gefahr der Fremdbestimmung, der sich Menschen mit Komplexer Behinderung im Alltag ständig konfrontiert sehen.1
Literatur
1 Schlichting, H. (2013). Pflege bei Menschen mit schwerer Behinderung. Ein Praxisbuch. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben. S. 147f., S. 156ff.
2 Häusermann, S. (2019). Im Sport dabei sein. In PluSport Behindertensport Schweiz (Hrsg.), Sport ohne Grenzen. Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen (S. 10-11). Herzogenbuchsee: INGOLDVerlag. S. 11
3 Häusermann, S. (2019). Erfahrungs- und Erlebnisbereiche in Bewegung und Sport. In PluSport Behindertensport Schweiz (Hrsg.), Sport ohne Grenzen. Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen (S. 26-35). Herzogenbuchsee: INGOLDVerlag. S. 28
4 Reuther-Strauss, M. & Medwenitsch, M. (2018). Gesundheit fördern durch Positionieren und Positionswechsel. In N. Maier-Michalitsch (Hrsg.), Gesundheit und Gesunderhaltung bei Menschen mit Komplexer Behinderung (S. 241-255). Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben. S. 255
5 Fröhlich, A. (2015). Basale Stimulation – ein Konzept für die Arbeit mit schwer beeinträchtigten Menschen. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes Leben. S. 103