Rolle der professionellen Unterstützer*innen
Um die genannten Aspekte zu verwirklichen, sind die Menschen mit Komplexer Behinderung auf die professionellen Unterstützer*innen in ihrem Lebensumfeld angewiesen. „Die Art und Weise, wie die oft körpernahe Unterstützung gestaltet wird, ist die Basis für das Erleben einer positiven Bewegungserfahrung und für das Gelingen des sportlichen Angebots“1.
Wie viel Einfluss haben professionelle Unterstützer*innen auf eine bewegungsorientierte Alltagsgestaltung von Menschen mit Komplexer Behinderung?
Eine niederländische Studie zur Bewegungsaktivität von Menschen mit intellektueller Behinderung hat gezeigt, dass die Unterstützer*innen ihre eigenen Eigenschaften meist nicht als einschränkend für Bewegungsaktivitäten des Personenkreises sehen.2 In einem Forschungsprojekt mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zum Thema Selbstbestimmte Mobilität und Bewegung im Alltag von Menschen mit Behinderungen in betreuten Wohnformen (MoBA) wurde die eigene Einstellung der professionellen Unterstützer*innen zum Thema Bewegung als zentraler Einfluss herausgestellt.3 Die Umsetzung der Bewegungsangebote hängt maßgeblich von ihnen ab. In Einrichtungen ist die Tagesgestaltung zudem von den finanziellen und personellen Ressourcen abhängig. Zusätzliche Angebote führen demnach meist zu höherer Belastung für die Fachkräfte.3 In den Handlungsempfehlungen des Projekts MoBa wurden unter anderem folgende Punkte als relevant angesehen: Es sei wichtig, dass
- „die Mitarbeiter*innen das Wissen um die Effekte von Bewegung im Alltag und den dauerhaften Mehrwert von Alltagsaktivitäten kennen (Mitarbeiterschulung).
- die Mitarbeiter*innen konkrete inhaltliche sowie methodisch didaktische Informationen und Materialien zu Bewegungsangeboten in Wohneinrichtungen erhalten (Mitarbeiterschulungen). Konkrete Ideen können leichter umgesetzt werden.
- es eine Ansprechperson für den Bereich Bewegung im Alltag und Sportangebote gibt, damit sowohl Menschen mit Lernschwierigkeiten als auch Mitarbeiter*innen Informationen über mögliche Aktivitäten im Haus oder in der Umgebung bekommen und austauschen können (Aufbau von Netzwerken).“3
Wenn Sie sich die Handlungsempfehlungen des Projekts MoBa gerne genauer anschauen möchten, klicken sie auf diesen Link.
Reflektieren Sie: Wie ist Ihre eigene Einstellung zum Thema Bewegung und Sport? Meinen Sie, dass Sie mit Ihrer Einstellung dazu schon einmal Einfluss auf andere genommen haben?
Literatur
1 Weidmann, E. & Riedwyl-Hurter, C. (2019). Begleiten – Bewegungskompetenz der Begleitperson. In PluSport Behindertensport Schweiz (Hrsg.), Sport ohne Grenzen. Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen (S. 36-43). Herzogenbuchsee: INGOLDVerlag. S. 36
2 Bossink, L. W. M., van der Putten, A. A. J. & Vlaskamp, C. (2017). Understanding low levels of physical activity in people with intellectual disabilities: A systematic review to identify barriers and facilitators. Research in Developmental Disabilities, 68, 95-110.
3 Anneken, V., Stangier, C., Richter, M., Tillmann, V., Abel, T. & Remark, C. (2019). Selbstbestimmte Mobilität und Bewegung im Alltag von Menschen mit Behinderungen in betreuten Wohnformen (MoBA). Handlungsempfehlung. Frechen: Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport. S. 6, 21